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Dienstag, 6. Juli 2010

Kulturelles zu Fragen

Eigentlich hatte ich es mir als Jugendlicher schon abgewöhnt, bei der Begrüßung den Anderen nach seiner Befindlichkeit zu fragen, wenn ich es nicht wirklich wissen wollte. Mir hat sich ein Erlebnis fest in den Hirnrinden eingebrannt, als ich mal in einer kleinen Gruppe mit "Hi, wie geht's?" begrüßt wurde, und tätsächlich zu einer Antwort ansetzen wollte. Doch noch bevor ich Luft holen konnte, war der Fragende bereits beim Nächsten: "Hi, wie geht's?" Eine Unart, fand ich.

In den albanischen Kulturen ist diese Frage jedoch ein ganz fester Bestandteil. (Ich verwende die übrigens deshalb die Mehrzahl von Kultur, weil ich denke, dass es durchaus auch kulturelle Unterschiede gibt zwischen Albanern in Albanien, im Kosovo und in Mazedonien. In diesem Fall jedoch nicht.) Ein Gespräch zu beginnen, egal ob persönlich oder am Telefon, ohne zumindest einem "Si je?" ist eigentlich unvorstellbar. Wobei keine konkrete Antwort erwartet wird; es handelt sich vielmehr um einen standardisierten Austausch von Höflichkeiten, wo auch die Antworten mehr oder weniger standardisiert ausfallen. Das klingt dann ungefähr so:

"Mirëdita, si je?"
"Mirë, ti?"
"Mirë jam."
"Si janë fëmijët?" (Wie geht's den Kindern?)
"Ata janë mirë."
"Si po kalon?" (Wie läuft's so?)
"Mirë."
"A po lodhësh?" (Bist du müde?)
"Nga pak." (Ein bisschen.)
"A po mërzitësh?" (Bist du traurig?)
"Nga pak."
...

Das ist nicht übertrieben! Wahrscheinlich wirst du nicht immer gefragt, ob du traurig bist; aber zwei, drei Fragen wie diese sind wirklich Minimum. Man gewöhnt sich schnell daran, mittlerweile käme es mir bei (albanischen) Gesprächen selbst komisch vor, wenn man sie nicht so beginnen würde. Aber Achtung: es kann sich auch in deutsche Gespräche wieder einschleichen. "Wie geht's, wie steht's?"

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